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Online-Konzert? Live-Streaming? Ist das das Richtige für mich?

Musik kann man in vielerlei Hinsicht erleben: bewusst und unbewusst. Während einer Reise im Radio, beim Auflegen einer LP, als Untermalung im Film, während einer Fahrt im Fahrstuhl, beim Tanzen, in der Warteschleife, und und und... Obwohl Musikwahrnehmung immer subjektiv bleibt, ist das wohl intensivste Musikerleben sicher das eines Live-Gigs. Das Bewusstsein, sich im selben Augenblick in der gleichen Sphäre mit seinem Gegenüber zu befinden und den gleichen Rhythmus im Blut zu spüren, hat etwas Magisches.

Deine Musik im Livestream


Im Gespräch mit dem Gitarristen John B. konnten wir mehr über seine Einschätzung zu Online-Konzerten erfahren und welche Auswirkungen das auf den Alltag eines Musikers hat:

Hey John wieviele Konzerte gibst du im Durchschnitt pro Jahr?

So genau kann ich dir das gar nicht sagen. Müssten aber dieses Jahr so an die 90 gewesen sein.

Das klingt nach jeder Menge Spaß.

Auf jeden Fall! Eine wunderbare Zeit. Gelegentlich schlaucht es etwas, aber das gehört wohl dazu.

Wo warst du mit deiner Band unterwegs?

Wir waren in den USA, Mexiko, Brasilien, Australien, China, Russland und Europa haben wir ebenfalls abgegrast. Habe bestimmt noch was vergessen, aber war schon was zu sehen.

Wie trittst du während der Tour mit deinen Fans und potentiellen Zuhörern in Kontakt?

Live-Konzerte sind für mich schon der Höhepunkt im Kontakt mit meinen Fans. Wenn ich gerade nicht auf der Bühne stehe, versuche ich aber trotzdem auf Facebook, Twitter usw. aktiv zu sein.

Ja man kommt fast gar nicht mehr daran vorbei. Hast du schon mal was von Online-Konzerten gehört?

Nicht nur gehört, sondern schon mehrmals ausprobiert. Obwohl ich zu Anfang ziemlich skeptisch war, hat sich das ganze Live-Streaming-Ding als ziemlich interessant herausgestellt.

„Ich entscheide wann ich ein Konzert gebe und wo ich Das mache.“


Was macht das ganze so interessant?

Naja, in erster Linie ist es einfach super-entspannt. Ich entscheide wann ich ein Konzert gebe und wo ich Das mache. Dabei ist es egal, ob ich zu Hause auf der Couch sitze, draußen im Garten, im Proberaum, auf Tour oder in Thailand auf einem Hausboot bin.

Von da aus hast du auch schon gestreamt?

(Lacht) Ne noch nicht… aber möglich wäre es! Wenn ich Lust habe, verwandele ich meinen Proberaum in eine Kulisse oder spiele ganz natürlich von zu Hause aus. So wird das für alle Beteiligten nicht langweilig.

Werden denn deine Online-Konzerte angenommen?

Bis jetzt schon. Man muss sich schon etwas einfallen lassen, klar, und deinen Fans oder auch neuen Zuschauern einen Anreiz geben, dir beim Live-Stream zuzusehen. Aber dafür sind wir ja alle kreativ genug.

Das läuft aber auch nur, wenn die Qualität stimmt. Ich denke mal nicht, dass sich jemand dein Konzert im Stream ansehen will, wenn das Bild verpixelt ist und der Sound wie aus der Blechdose klingt.

Das war besonders zu Anfang auch meine größte Sorge. Die Sorge hat sich jedoch ziemlich schnell gelegt, nachdem mir klar wurde, dass ich schon mit geringsten Mitteln ein vernünftiges Online-Konzert anbieten kann. Würde ich mit meiner ganzen Band auftreten, bräuchte ich zum Beispiel ein Interface. Alleine kann ich schon mit einem vernünftigen USB-Mic einiges reißen.

Also muss ich mich für einen Live-Stream nicht in Unkosten stürzen?

Kannst du natürlich machen, aber bei der heutigen Technik ist sogar schon Einiges mit einem Smartphone machbar. Hinzu kommt, dass mittlerweile ein Großteil meiner befreundeten Musiker selbst ihr Home-Recording-Equipment zu Hause haben.

Jetzt musst du mir aber eben nochmal sagen, was du eigentlich davon hast? Das es ziemlich gemütlich von zu Hause umsetzbar ist, habe ich verstanden. Sonst noch was?

Mittlerweile habe ich Fans, die überall zerstreut leben. Da ich nicht die Mittel habe jedes Jahr die ganze Welt abzufahren, habe ich auf diese Art und Weise die Möglichkeit meinen Fans trotzdem ein Live-Erlebnis zu ermöglichen. Außerdem ergibt sich durch einen Live-Gig immer, sei es Online oder auch normal vor Ort, eine neue Zuhörerschaft, die auf meine Musik aufmerksam wird. Und welche Methode um meine Musik zu präsentieren ist da schon besser als Live? (lacht)

„Ich für meinen Teil nutze das Live-Streaming nicht nur dafür meine gewohntes Repertoire zu spielen, sondern mich auch kreativ auszuleben.“


Hat sich denn spürbar etwas für dich geändert, seitdem du Online-Konzerte gibst?

Wie schon gesagt, die Leute nehmen das Ganze gut an. Sobald ich authentisch hinter meiner Sache stehe, gibt es auch Abnehmer. Außerdem liebe ich es einfach, Musik zu machen! Das ist halt eine neue Form des Musizierens und des Ausprobierens. Ich für meinen Teil nutze das Live-Streaming nicht nur dafür, meine gewohntes Repertoire zu spielen, sondern mich auch kreativ auszuleben. Es kam aber auch vor, dass Zuschauer nach dem Stream anschließend mein Album kaufen wollten oder gefragt haben, wo ich demnächst auf Tour bin.

Wir haben einiges gehört, was für einen Online-Gig spricht. Gibt es deiner Meinung nach Punkte, die man bei Online-Konzerten vermisst?

Crowdsurfing und Bierduschen (lacht). Nein quatsch, Crowdsurfing war nie so mein Ding. Ich habe Freunde, die streamen ihre Live-Konzert aus Bars und Clubs direkt live. Ich für meinen Teil würde aber meine herkömmlichen Live-Gigs jetzt nicht gegen Online-Konzerte eintauschen.

Wenn du mich aber so direkt fragst, wäre es schon nicht schlecht, den ein oder anderen Groschen damit einzunehmen. Letztendlich kommen mittlerweile ein Großteil meiner Einnahmen aus Live-Gigs. Da ich bei einem Online-Konzert eigentlich nichts anderes mache, wäre es hier ebenfalls schön, Einnahmen zu erzielen und somit im Stande zu sein, auch in Zukunft von meiner Musik zu leben.

Alles klar John. Danke dir für deine Zeit und ich hoffe, dass wir noch viel von dir hören werden!

Ich danke!

Zum Künstler: John B. ist eine fiktive Person, die als Synonym für die von Stagetasy befragten Musiker und Bands steht.

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